Sommer 2023

Les extrêmes se touchent et s’égalisent. Die Witterung im Sommer 2023

Spät bin ich wieder einmal dran. Der statistisch meteorologische Sommer ist seit gut drei Wochen vorbei, der astromische endet dieser Tage mit der Tag- und Nachtgleiche, machte aber seinem Namen bis Mitte September alle Ehre.

Aber wie war es denn, Anfang Juni bis Ende August? Wir hatten so ziemlich von allem; Sonne, Hitze, extreme Schwüle, Gewitter, Wolkenbrüche, Meeresluftschübe, zwei davon mit kurzzeitig markanten Abkühlungen, und so resultierte denn – hier bei uns, nicht global! – ein recht normaler Sommer. Die Extreme glichen sich aus. Bloss: Alle drei Monate erzielten Überschüsse der mittleren Temperaturen, am markantesten der Juni um 2.9, der Juli immerhin um 1.0, der August um 1.3 Grad. Aber das sind wir mittlerweile so gewohnt… Interessant: Die Monatsmittel lagen durchwegs knapp über 21°, und damit fiel der Sommer um 1.7 Grad zu warm aus. 67 Tage (normal 48) überschritten 25°, 22 (normal 17) 30°.

wolkenlos – Binningen Acht Jucharten, gegen SW Blauen und Rämel

Wie der Mai geendet hatte, so setzte sich der Juni fort, denn das Hoch im Norden und Nordosten Europas regenerierte sich bis gegen Mitte des Monats fortwährend. Damit hielt die Bise an und trocknete mit Luftfeuchtigkeiten oft unter dreissig Prozent den Boden zusehends aus. Täglich überschritt die Temperatur nachmittags fünfundzwanzig Grad, was bis zum 17. 17 Sommertage ergab, und erreichte am 18. knapp 32°. Der erste Hitzetag des Jahres. Da aber hatte die Strömung auf Südwest gedreht. Feuchtwarme Luft mit häufigen Gewittern dominierte das Wettergeschehen bis zum 22. Juni, und sein Nordfuss bekam mehr ab als weite Teile des Jurainneren; die Regenmenge von insgesamt 75 mm brachte uns doch noch recht nahe an die Monatsnorm von 87 Millimetern heran. 28.7 mm (wovon 18.2 mm innerhalb von zehn Minuten!) fielen am 22. (dabei Sturmböen von fast 100km/h!). Den Riesenüberschuss an Sonnenschein (324 gegenüber 206 Stunden) verdankt der Monat vor allem seiner ersten Hälfte, und 28 der 30 Tage überschritten nachmittags die Limite von 25°. Statistische Sommertage.

Gewitter mit Böenkragen

Der Juli war von häufigen Wechseln geprägt. Die Grosswetterlage kennen wir eher aus dem Winterhalbjahr, Polarfront und Jetstream auf Höhe der Britischen Inseln und Skandinaviens. Hitze und Abkühlungen, begleitet von zum Teil heftigen Gewittern (9 Gewittertage anstatt 4), wechselten nach einer heissen Periode vom 7. bis zum 11. Juli in kurzen Folgen. Nicht auf der Station, aber im Westen Basels brachen und entwurzelten die Böen des Gewitters am Abend des 11. zahlreiche Bäume; es fiel dort auch grosskalibriger Hagel. Extreme Wärme kehrte danach zunächst nicht wieder, und die Kaltfront (auch mit Gewitter) vom 24. Juli leitete dann etliche kühle Tage ein, die bis ins erste Augustdrittel anhielten. Wie der Juni erreichte der Juli gut 75 Millimeter Niederschlag, und blieb damit unter der Norm von 90 mm; die Sonne schien während 263 Stunden, was bloss 9 Stunden mehr sind als das dreissigjährige Mittel. Hitzetage (Maximum über 30°) gab es wie normal 7; der höchste Juliwert wurde an eben jenem 11. registriert: 35.4°.

Nach kühlem Beginn mit vielen Wolken, aber nur mässigem Niederschlag traf ab dem 10. August aus Südwesten wieder feuchte Warmluft ein; die Schwüle erreichte oft extreme Werte (Taupunkt mehrfach über 20°). Trockenheiss mit Aufbau eines Warmlufthochs (Omega-Lage!) wurde es ab dem 18. August; in Folge stieg die Temperatur an den Spätnachmittagen jeweils über 34°, und erreichte am 24. den höchsten Wert des Jahres: 36.7°. Gleichen Abends jedoch war Schluss: Die gewittrige Kaltfront erbrachte nicht weniger als 36.7 (sic!) Millimeter Regen. Der Rest des Monats verlief deutlich kühler, sonnenarm und nass (bevor sich im September der Sommer nochmals zurückmeldete). Und damit endete der August mit 110 Millimetern rund 20 mm nasser als normal und hob das Niederschlagsdefizit des Sommers weitgehend auf.

Meteorologischer Verein der Region Basel
Dr. Michael Zemp