Frühling 2022

Saharastaub in der Luft am 15. März über Binningen und Basel.

Ein sonniger, milder und recht trockener Frühling 22

Nach dem kühlen Frühling von 2021 erlebten wir wettermässig dieses Jahr einen sehr sonnigen, milden und ziemlich trockenen Frühling, der mehrere interessante Ereignisse bot, uns aber – mit einer Ausnahme – vor starken Kaltluftvorstössen bewahrte. Die günstige Witterung verhalf der Natur zu einem guten Wachstum.

Sonnigster März seit fast 70 Jahren

Mit 241 statt 143 Sonnenstunden übertraf der März die Norm um 68 Prozent. Zusammen mit dem März 1948 war der diesjährige März der sonnigste der Reihe. Das Hoch Peter über dem Baltikum, flankiert von zwei Tiefdruckzentren in Omega-Lage, bescherte uns wochenlang sonniges, mildes und trockenes Wetter. Die Bewölkung lag mit 39% nur gut halb so hoch wie üblich (69%). Die Niederschlagsnorm von 52 mm (Litern pro m²) wurde mit 47 mm dennoch fast erreicht. Dies war möglich dank zwei nassen Tagen am Monatsende; am 31. fielen 34,8 mm in 24 Stunden, ein heftiger Starkregen in der Nacht auf den 1. April. Vom 1. bis zum 13. und vom 16. bis 29. März fiel kein messbarer Niederschlag, es gab auch keinen Schneefalltag (normalerweise deren 3). Dafür zahlreiche Tage mit Reif. Mitte März registrierten wir mehrere Vorstösse von Sahara-Staub, der von starken Süd- und Südwestwinden herangeführt wurde. Der Himmel färbte sich gelblich bis bräunlich. Mit einem Temperaturmittel von 8° wurde der März um 1° zu warm (gegenüber der neuen Norm 1990 bis 2020) und 2,4° zu warm gegenüber der alten März-Norm von 5,6°.

Frühe Magnolienblüte Ende März bei der Sternwarte.
Eine dünne Schneeschicht über einer Eibe am 1. April.

Kurzes Wintergastspiel, frühe Blüte

Anfangs April meldete sich der Winter mit tiefen Temperaturen, mit Schneefall an drei Tagen und einer dünnen Schneedecke kurz zurück. Verantwortlich war feuchte Polarluft aus Norden. Am 2. und 3. April lagen wir in einer Gegenstromlage: feuchte Luft aus Süden in der Höhe, eine Bisenlage in Bodennähe. Die Minimaltemperatur von -2,7° am 4. April brachte den Obstkulturen glücklicherweise keine grösseren Schäden. Danach folgte ein sonniges und mildes Monatsdrittel ohne Niederschlag vom 9. bis 21. April. Der zweite Frühlingsmonat blieb mit 10,5° temperaturmässig durchschnittlich und insgesamt etwas zu sonnig. Dafür gab es überdurchschnittlich viel Niederschlag mit einem Plus von 40 Prozent. Dazu führten vier Tage mit kräftigem Niederschlag über 16 mm.
Die günstigen Wetterbedingungen im März und April verhalfen der Vegetation zu einem Vorsprung von rund einer Woche. Löwenzahn und Wiesenschaumkraut blühten am 20. bzw. 24. März, die Kirschblüte und die Birnblüte begannen kurz vor dem Monatsende.

Blühende Heckenkirsche Ende April.
Kirschbaum in voller Blüte im Morgenlicht des 17. April auf dem Bruderholz.

Hochsommer statt Eisheilige im Mai

Mit einem Temperaturmittel von 17,1° (gegenüber 14,6° nach der Norm) wurde der Mai massiv zu warm. Es handelt sich um den zweitwärmsten Mai überhaupt, der wärmste war 1868 mit 17.9°. Davon zeugen auch 9 statt 7 Sommertage (Temperaturmaximum über 25°) und 2 statt 0,7 Hitzetagen (Maximaltemperatur über 30°). Die berüchtigten Eisheiligen von Mitte Mai fanden nicht statt, dafür lagen die Tagesmittel im mittleren Monatsdrittel bis 10 Grad über der Norm. Am 20. Mai erreichten wir die Maximaltemperatur von 32.4°. Am 23. Mai läutete ein heftiges Gewitter das Ende der hochsommerlichen Phase ein, ein Temperatursturz von fast 9° folgte. Auch niederschlagsmässig war der Mai extrem, fiel doch nur etwa die Hälfte (52%) der üblichen Niederschläge. Dafür verzeichneten wir einen deutlichen Überschuss an Sonnenstunden (258,6 statt 200). Auch der Mai 22 bot also günstige Bedingungen für die Vegetationsentwicklung und für den Heuet.

Die Aprikosen entwickeln sich gut diesen Frühling.

Zusammenstellung

Frühling 2022Norm 1991 - 2020Norm 1961 - 1990
Durchschnittstemperatur11.9°10.8°9.4°
Niederschlag192 mm218 mm201 mm
Sonnenschein701 Std.522 Std.448 Std.

Meteorologischer Verein der Region Basel
Max Baumann, Albert Braun

«Tanzende» flockenförmige Cirren über dem Bruderholz.