Sommer 2021

Monsun mit Nachsommer
Der Mai hatte es vorgemacht, doch niemand sagte mit Bestimmtheit voraus, dass es nun zweieinhalb Monate – mit einigen Unterbrüchen zwar – ähnlich weitergehen würde. Nach wie vor sind Wettermodelle mit etlichen Unsicherheiten behaftet, je weiter hinaus, desto mehr (auch Grossrechner können zum Glück nicht alles).

Schauerzelle in Meeresluft, Binningen Acht Jucharten 22. Mai 2021

Immerhin: War der Mai fast durchwegs zu nass und zu kalt gewesen, so startete der Juni mit ansehnlich viel Sonne und rasch steigenden Temperaturen, die ersten vier Tage erreichten auf Anhieb Maxima über 25° (Sommertage). Dann war vorerst wieder Schluss, und ganz ohne Regen war nur der 1. Juni geblieben. Nach wie war nämlich die Tiefdruck-Aktivität über dem Atlantik gross; die Meeresluft stammte nun jedoch weniger aus Nordwest als aus West bis Südwest, und in der labil geschichteten Atmosphäre kam es wiederholt zu Gewittern, nicht immer über der Station selbst, aber in der näheren und weiteren Umgebung.

Ab dem 9. stiegen die Tagesmaxima erneut auf Werte über 25°, 30° wurden erstmals – relativ früh – am 16. Juni und bis zum 19. täglich überschritten. Am 17. waren es 32.5°; dass damit bereits die höchste Temperatur des ganzen Sommers verzeichnet war, ahnte damals niemand! Allerdings war in der Meeresluft subtropischen Ursprungs, die auf der Rückseite des flachen Hochs einströmte, die Feuchtigkeit auf rekordhohe Werte gestiegen; 17 mm Dampfdruck (am 19. Juni) sind nicht alltäglich. Ob in Basel in einem Juni je schon derart hohe Werte registriert wurden, lässt sich auf die Schnelle nicht feststellen.

Ein häufiger Anblick Sättigungsfetzen nach Regen, Binningen Acht Jucharten 7. August 2021

Doch nach dem 21. Juni waren – vom 27. und 28. abgesehen – Wärme und Schwüle wieder vorbei. Im Jet-Stream, der für die Jahreszeit aussergewöhnlich südlich verlief, folgte nun bis Mitte Juli Teiltief um Teiltief. Die permanenten Luftmassenwechsel brachten häufigen, teils intensiven und oft gewittrigen Niederschlag; in Erinnerung bleiben der 29. Juni mit 29 Millimeter Regen innerhalb einer Stunde und dem Blitzschlag in eine Föhre am Observatorium sowie der 12. Juli mit satten 31 Millimetern (am 8. hatte ein Gewitter dem Observatorium nichts, im Garten des Schreibenden aber 23 mm gebracht). Ein Tief, man nannte es «Bernd», es war vor allem in höheren Luftschichten ausgebildet, gondelte mehrere Tage über dem östlichen Mitteleuropa herum. Die angekündigte trocken-sonnige Periode verzögerte sich; am Nachmittag des 16. Juli bescherten zwei Gewitterzellen zwei Stunden hintereinander, von Nordosten (!) ziehend, der Station nochmals 22 Millimeter, die erste 10, die zweite 12 mm.

Zwei Gewitter innerhalb zwei Stunden, Pluviogramm 16. Juli 2021
Der Acker überläuft! Basel Unterer Batterieweg 16. Juli 2021

Sonnige, warme Tage, keiner aber erreichte 30°, gab es ab dem 18., bevor vom 24. Juli bis zum 7. August wieder feuchte und eher kühle Meeresluft den Wetterablauf bestimmte; 110 Millimeter Regen kamen in der Zeit zusammen.

Nun war fertig mit der Nässe. Hochdruck brachte vom 10. bis zum 15. August Sommertage in Folge, davon 2 Hitzetage (31.7° am 12., 31.4° am 14.). Dann war der Sommer fast zu Ende; die Wärme blieb bis Ende des Monats mässig, aber auch starker Regen kehrte nicht wieder.

Mit 19.1° geriet der Sommer 2021 gegenüber der Norm (1991-2020) von 19.4° knapp zu kühl; Juli (19.2°/20.2°) und August (18.3°/19.8°) hatten den warmen Juni (20.0°/18.3°) leicht überkompensiert. Aber bedenken wir: Gegenüber der «alten» Normperiode 1961-1990 (17.9°) wäre auch er 1.2° zu warm ausgefallen. Sommertage (Maximum > 25°) gab es 42 anstatt 48; Hitzetage (Maximum > 30°) nur 6 gegenüber 17; kein einziger davon im Juli! Nicht zu verwundern, dass der Sommer insgesamt trüb ausfiel: 572 Sonnenstunden anstelle 692. Und nass war der Sommer 2021: 408 Millimeter gegenüber 267 Millimeter (Liter/Quadratmeter). Dazu trugen der Juni mit 138 mm und noch mehr der Juli mit 219 mm – über doppelt so viel wie die normalen 90 mm – massgeblich bei, während der August nach dem 7. nur noch wenig «lieferte»; mit 52 mm bot er bloss knapp 60 % seiner Norm. Nicht verwunderlich, dass in Sachen Gewitter einiges abging: 17 über der Station oder weniger als 3 Kilometer entfernt (Nahgewitter); 29 insgesamt. Im dreissigjährigen Schnitt wären es 10 (nah) und 23 (nah und fern).

Meteorologischer Verein der Region Basel
Dr. Michael Zemp