Winter 2020/21

Schneebruch auf dem Observatorium, 16. Januar 2021, (c) Max Baumann

Les extrèmes se touchent!
Das war der meteorologische Winter 2020/2021

Die letzte Woche des Novembers 2020 war sehr sonnig gewesen – schönster Spätherbst, mit Frost und Reif in der Morgenfrühe, von Winter noch wenig zu spüren. Pünktlich aufs Monatsende und damit auf den Beginn des statistisch-meteorologischen Winters ‚kehrte’ es. Das blockierende Hoch war praktisch über Nacht weg, und was nun einsetzte, war eine langwährende, zu Beginn eher kühle, nach kurzem Zwischenhoch ab dem 12. Dezember zunehmend milde Westwindlage: Häufiger, recht ergiebiger Niederschlag – 69.5 Millimeter, wenig Sonne – im ganzen Monat insgesamt bloss 25.6 Stunden. 13 Tage blieben gar völlig sonnenlos. Sechsmal war der Regen mit Schnee vermischt; zu einer Schneedecke reichte es im alten Jahr jedoch nie. Die Maximaltemperatur mit 16.5° am 22. Dezember war beachtlich, aber es hatte schon höhere Spitzenwerte gegeben, etwa am 5. Dezember 2006 mit 18.6° oder am 24. Dezember 2013 mit 17.7°. Und so fiel denn der Dezember mit 6.9° viel zu warm aus. Der Winter liess fürs Erste also auf sich warten.

Daran änderte sich in den ersten Januartagen wenig. Die Witterung blieb tiefdruckbestimmt, allerdings fielen die Niederschläge – oft Regen mit Schnee vermischt – bescheiden aus, und die Temperaturen entsprachen weitgehend der langjährigen Norm. Wobei: Die dreissigjährige Normperiode 1961 bis 1990 ist inzwischen abgelöst durch diejenige von 1991 bis 2020, auf die wir uns in Zukunft beziehen werden. Waren die Januare vor 1990 im Schnitt 0.7° kalt, so waren sie danach 2.3° warm; volle 1.6° mehr!

Höherer Druck brachte ab dem 8. Januar ein paar sonnige Tage mit endlich ‚richtigen‘ Minustemperaturen in der klaren Morgenfrühe: -4.9° am 9. -5.9° am 11. Januar. Das Hoch spaltete sich, und an der Ostflanke des Kerns über dem nahen Atlantik brach nun feuchte Meeresluft subpolaren Ursprungs durch. Der 14. Januar erbrachte satte 31.1 Millimeter Niederschlag; Regen, der mit dem Vordringen von Bodenkaltluft in nassen Schnee überfing. Bei Temperaturen, die um den Gefrierpunkt pendelten, baute sich in den folgenden Tagen eine Schneedecke auf, die bis zum 21. hielt, und am 17. Januar mit 20 Zentimeter ihre grösste Höhe erlangte. So viel hatten wir seit dem 5. März 2006, als es 50 cm waren (der absolute Rekord seit Bestehen unserer Station, 1928!), nicht mehr gemessen. In den tiefen Lagen der Westschweiz fiel derweilen Regen.

Das Schneebrett blieb nicht arbeitslos, 13. Februar 2021

Mildere Meeresluft brachte im letzten Monatsdrittel viel Wolken und Regen; schon am 22. Januar war die Schneedecke abgetaut, und so geht nach dem Dezember 2020 auch der Januar 2021 mit 36.5 Sonnenstunden und 118.3 mm Niederschlag als trüber und mehr noch als nasser Monat in die Statistik ein. Die mittlere Temperatur entsprach mit 2.2° fast genau der neuen Norm von 2.3° (gegenüber der alten 1.5° zu warm).

Der Februar begann, wie der Januar geendet hatte: mild, feucht, sonnenarm. Die Luftmasse aus Südsüdwesten führte am 6. Februar auch beachtliche Mengen an Saharastaub mit, was der dichten Wolkendecke wegen jedoch kaum auffiel. Wie Mitte Januar brachte ab dem 8. maritime Polarluft erneut Schnee bis in tiefe Lagen; am Observatorium resultierten volle 8 Tage mit Schneedecke, ihre maximale Höhe erreichte am 11. 11 cm.

Um den 10. Februar installierte sich ein kräftiges Hoch über Skandinavien, und an seiner Südseite fand aus Nordosten trocken-kalte Festlandluft den Weg nach Mitteleuropa. In der Folge stieg vom 10. bis zum 13. Februar das Thermometer nicht mehr über 0° – trotz vollem Sonnenschein, und am frühen Morgen des 14. trat die tiefste Temperatur des Winters ein: zwei Meter über Boden -11.4°, an der Bodenoberfläche über Schnee gar gegen -17°. Doch verlängerte sich das Hoch nach Süden, und so gerieten wir an seine Westflanke. Nun kam die Luft wieder aus Südwesten, zeitweise gar aus Süden. Am 16. Februar lag die Tagespitze mit 12.0° fast 10° über dem Maximum des Vortags und, und der Rest des Schnees schmolz dahin. An der bleiernen Trübung der Luft, etwa am 22. und 23. Februar, war es unschwer zu erkennen: Erneut Saharastaub! Bis Ende des Monats schien die Sonne nun meistens voll, die Temperatur stieg weiter und erreichte am Nachmittag des 25. 21.0° – elf Tage nach dem frostigen Morgen mit -11.4°! Und so geriet denn trotz seiner sibirischen Mitte mit 5.3° auch der Februar 2° zu warm (neue Norm) oder 3° (alte), mit 116.2 Stunden recht sonnig und mit 38.4 mm Niederschlag etwas zu trocken.

Cirrus spissatus, Basel, Unterer Batterieweg gegen WNW, 23. Januar 2021, ca. 13.40h MEZ

Der Winter erreichte (gemittelte 24-Stundenwerte) 3.8°, was – noch nach Norm 1961-1990 – 2.5° zu warm war. Immerhin wurden an 18 Schneeflocken gesehen und an 15 Tagen lag eine Schneedecke.

Meteorologischer Verein der Region Basel
Dr. Michael Zemp