Sommer 2020

Gewittervorboten, 15. Juli 2020, (c) Michael Zemp

Der Sommer 2020: Sehr trockener Juli, heisser August, sonst so ziemlich von allem 

Noch – Mitte September – fühlt es sich sommerlich an: Nachmittage mit Temperaturen deutlich über 25, bisweilen auch nahe 30 Grad, beinahe ungetrübter Sonnenschein. Meteorologisch-statistisch aber ist der Sommer 2020 seit dem 31. August Vergangenheit.

Wie schon fast gewohnt: Keiner der drei Monate Juni, Juli und August fiel 2020 gegenüber der Referenzperiode 1961-1990 zu kühl aus. Zu warm waren sie alle und damit auch der Sommer. Der Juli totalisierte gegenüber dem dreissigjährigen Mittel wesentlich mehr Sonnenstunden, während Juni und August nahe der langjährigen Norm verblieben. Regen blieb nicht aus, doch fehlte er im Juli fast ganz.

Hitzewellen und ‚Monsune’

Ähnlich wie 2019, aber anders als 2018 dominierte nicht (fast) lückenlos hoher Druck über dem Kontinent und über dem Mittelmeer. Die Polarfront, die aktive ‚Kampfzone’ zwischen warmer bis heisser südlicher und kühlerer nördlicher Luft, verblieb nicht auf der Breite von Island, sie lag oft weit südlicher; über den britischen Inseln, der Nordsee, dem Baltikum. So gelangten wiederholt Schübe von Meeresluft nach Mitteleuropa: in der überwiegend trüben ersten Junihälfte, kurz um Mitte Juli, Anfang und Ende August. Umgekehrt bleiben dazwischen zwei Vorstösse heisser, trockener Saharaluft in Erinnerung: Ende Juli und um den 20. August; schwülheisse Gewitterluft aus Südwesten dominierte zwischen dem 13. und 18. August.

Gewitter über dem nahen Jura, 16. August 2020, (c) Michael Zemp

Grosse Wärme mit Verschnaufpausen

Der Juni geriet an unserer Station um 1.3° zu warm, der Juli um 2.5°, der August um 3.2°. Für den Sommer ergibt sich ein Temperaturschnitt von 20.4°, 2.7° über der Referenzperiode 1961 bis 1990. Wir verzeichneten 19 Hitzetage (Maximum über 30°) statt 9 sowie 57 Sommertage (Maximum über 25°) statt 38. Damit wurden die Summen des Vorjahres (25 Hitze- und 58 Sommertage) unterboten; 35° wurden nur am 31. Juli überschritten: 36.8°. Drei Tage später nach Gewittern und reichlichem Regen lag in frisch eingeströmter Meeresluft das Tagesmaximum gute 16° tiefer: 20.4°! Tropennächte, in denen sich Wolken bis weit in die (kurze) Nacht hielten und die Ausstrahlung bremsten, die Temperatur auch im offenen Land nicht unter 20° sank, gab es deren 4. Die letzte kurze Hitzewelle um den 20. August (34.3° am 21.) endete allerdings ohne Crescendo, sie klang mit dem Einsickern kühlerer Luft einfach aus, und am 30., bei starkem Regen (ohne Gewitter), blieb das Tagesmaximum bei 14.7°!

Sonnenschein auch diesen Sommer

Leicht zu trüb blieb der Juni, eine Punktlandung (215 Stunden) gelang dem August; sehr sonnig geriet der Juli. Mit 310 Stunden erreichte er ein Plus von 45%. Für den ganzen Sommer resultierten 724 Sonnenstunden, 116 weniger als im rekordhellen 2018, aber 62 über der langjährigen Norm.

Übers Ganze massvolles Niederschlagsmanko, aber sehr dürrer Juli

2019 war leicht zu nass geworden, 2020 fiel der Juni knapp normal aus, der August mit 50 Prozent erheblich zu nass. Dazwischen aber lag der Juli. Er totalisierte nach mässigen Niederschlägen Ende Juni und reichlichen Anfang August gerade einmal 5.7 mm (= Liter pro m2)! Ähnliches war seit Messbeginn 1864 (bis 1928 am Bernoullianum in Basel) nur 1904 (8.5 mm) und 1949 (7.8 mm) schon dagewesen; derart tiefe Monatssummen treten für gewöhnlich nur bei stabilen Hochdrucklagen zwischen September und April auf. Dabei: Im Juli mangelte es nicht an Luftmassenwechseln. Bloss strömte jeweils rasch trockene Luft nach, die Feuchtigkeit staute sich drüben an den Alpen, und der Jura, vor allem aber sein Nordfuss, gingen leer aus.
Total fielen in den drei Monaten 221 statt der normalen 255 Liter, was 87 Prozent der mittleren Menge entspricht. Es kam nur zu 5 Nahgewittern, die meisten mit kräftigem Regen. Hagel gab es auf der Station nie; am 26. Juni fiel solcher aber unweit südlich davon; innert einer knappen Stunde wurden (privat) in der Gegend des Bruderholzspitals 30 mm gemessen (nur 9.7 am Observatorium).

Meteorologischer Verein der Region Basel
Dr. Michael Zemp